DAS NEUE ALBUM „Von Anfang an dabei“ 09.04.24

Johannes Falk zeichnet eines aus: Seine Leidenschaft. Er hat den unbändigen Wunsch zu kreieren, einen Drang zum Erzählen und zum Singen, er will beschreiben und er will uns daran teilhaben lassen. Damit wir nachspüren können, was er auslöst. Doch vor allem: es einfach zu fühlen. In Echtzeit. Was immer Mut erfordert, ob beim Künstler oder den Fans. Gefühle sind nun einmal groß. Alle. Immer. Selbst wenn es zarte, intime Momente sind, die sich in warmen Melodien wiederfinden, bleiben die Emotionen nicht minder intensiv. „Man kann das den Menschen zumuten. Es gibt schon so viel Weichspülerei – ich stehe halt für etwas anderes“, verkündet er ohne eine Spur von Zweifel. Und nur mit dieser Einstellung konnte so ein mitreißend schönes Popalbum wie „Von Anfang an dabei“ entstehen.

Die erste Single „Immer überall du“ zeigt seinen Ansatz in aller Direktheit: Es ist ein klassischer Beziehungssong, ein Lied über eine vergangene Liebe. Und wie schwer der Fakt, dass es vorbei ist, zu akzeptieren scheint. Hier singt ein Mensch, der gescheitert ist und einfach nicht loskommt. Kein Happy End – nur die Wahrheit. Dazu diese kraftvolle, sehnsüchtige Melodie, die nicht nur dringlich, sondern ganz und gar eindringlich klingt. Und ja, man darf vielleicht sogar an Chris Martin denken, damals ganz am Anfang von Coldplay. So öffnet sich ein großer thematischer Bogen, denn wie Johannes in „Ich veränder‘ mich“ singt: „Ich kenne das Geräusch von platzenden Träumen“. Dieses Lied ist vielleicht sogar das zentrale Stück des Albums, nicht nur weil es in der Tracklist in der Mitte zu finden ist, denn in dem Zeichen der nie endenden Veränderung stehen auf „Von Anfang an dabei“ viele Lieder. „Ich möchte nicht aufhören zu werden“, erklärt Johannes und er weiß nur zu gut, wovon er spricht. Er ist bereit, etwas zu riskieren. Stehenzubleiben und nichts zu fühlen, ist auf keinen Fall die Antwort. Selbst wenn es bedeutet, dass er wieder „im Schlagabtausch mit all meinen Gefühlen“ endet („Riesen“).

So inspirierte ihn eine Zeile aus dem Leonard Cohen-Lied "Anthem" zu der Frage: Muss erst etwas kaputt gehen, bevor wieder etwas heil wird? „Cohen sieht in dem Bruch was Positives, weil durch ihn das Licht hereinkommt“, sagt Johannes. Es ist die Ambivalenz zwischen Schicksalsschlag und dem Schönen, das daraus entstehen kann. Deswegen ist das Lied „Leonard Cohen“ keine kindliche Huldigung an den Meister, sondern ein Beispiel dafür, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Leben mit Kunst resoniert. Genau wie die Lieder auf „Von Anfang an dabei“. Selbst eine ganz einfache Sehnsucht, wie das universelle Bedürfnis nach Freiheit, nach Ruhe und dem Abwerfen aller Last findet Platz. Man höre nur „Raus aufs Land“ oder „Neonblau“, seine Hommage an die Berge. „Ich liebe die Natur“, sagt er einfach dazu. Am anderen Ende des Spektrums findet man die dramatischen Streicher und gar eine Harfe bei „Flüchtiger Moment“, einem Lied, das zeigt, dass kein Leben klein ist. Fast wie bei einem Theaterstück, einem Solokammerspiel auf unendlich großer Bühne, wirft es das Spotlight auf einen Menschen und seine Größe. Wieder findet Johannes das Universelle im Individuum, das Ewige im Moment.

Der Ausklang des Albums ist dann auch kein einfaches Entlassen ins Wohlbefinden, egal wie sanft und schön die Melodie daher kommt. Dafür ist alles zu echt in diesen Liedern: Keine Lügen, bitte! So darf „Wieder ein Jahr vorbei“, dass passenderweise am Ende des Jahres als zweite Single erscheinen wird, traurig sein, sentimental und melancholisch. Johannes erzählt wieder eine Geschichte im Kontext einer Beziehung, „aber ausschlaggebend ist das Gefühl, dass die Zeit so krass verfliegt. Jedes Jahr vergeht noch ein bisschen schneller. Und da steht man, leicht angetrunken, mitten in der Nacht und denkt: "Scheiße – wieder ein Jahr vorbei." Auch hier heißt es, den Gedanken zuzulassen. Sich trauen, das zu fühlen, was in einem ist.

Am Ende wird klar, Johannes Falks Leidenschaft gilt nicht nur seiner Musik, sie gilt dem Leben an sich. „Was sich durch das Album durchzieht, sind die Hoffnung und der Glaube, dass alles gut wird“, fasst er zusammen. „Das man mit den Herausforderungen wächst – und über sich hinauswachsen kann.“